Singebewegung
„Der Mensch kann manche Sachen“: Wir haben mit viel Zeit und Hingabe die schönsten Lieder der Singbewegung der DDR für dich in einem Archiv zusammentragen.
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Die Buntstifte
Wir können mit Buntstiften malen, alles, was uns gefällt. Ganz buntgescheckte Zahlen oder ein Campingzelt. Wir malen die goldene Sonne mit einem schönen Gesicht,…
Rüstet zum Fest
Rüstet zum Fest, sie sind noch beieinander, Vater und Mutter gut fünfzig Jahr. Woher kam so viel Öl in die Flamme, dass sie noch brannte, wenn Winter war.
Meine Heimat
Was meine Heimat ist, ich könnt es nicht mit tausend Worten sagen. Man muss sie selbst besitzen, um sie zu verstehn. Man muss sie selbst besitzen, um sie zu verstehn.
Vermutlicher Brief Bechers an einen Moskauer Freund
Ich war entflohen aus den feinen Kreisen, die Salve Versmaß brach durch ungeklärte Zeit. Verekelnd feisten Bürgern ihre Speisen, ins Ohr geschrien den bürgerlichen Greisen, denn um mich machte sich ein Moder breit, ich kränkelte an Traurigkeit.
Gavroche
Ich bin das Volk, ich bin das Land, es hat mich den Gavroche genannt. Ich trau mir selbst, dem Herrgott nie. Komm, steck das Rot ins Haar, Marie! Ich steck das Rot ins Haar, Marie!
Staatsbesuch
Vom Himmel fallen sieben Böllerschüsse, still steht das Regiment der NVA. Ich sitze jetzt zu Haus in meinem Sessel und sehe Aktuelle Kamera. Am Vortag habe ich zwar lang gestanden, und mit mir musste die Maschine stehn. Jetzt sitz ich da, jetzt will ich wissen, wofür ich stand und auch für wen.
Als mein Onkel arbeitslos war
Als mein Onkel arbeitslos war, redete Hitler im Land von seiner Macht, und schnell war aus der bettelnden Hand ein Hitlergruß gemacht. Es gibt Dinge von besonderer Art. Zum Beispiel ist gelegentlich Arbeit so ein Wort, Arbeit so ein Wort.
Mein Großvater Alfred Kröbel
Ein Clown will ich werden mit Geige und Lied. Es sind mir zu traurige Zeiten. Und lachen die Leute, die zusehn, sich schief, schallt’s über des Deutschen Reichs Weiten, über des Deutschen Reichs Weiten.
Das Haus in der Hegelallee
Das Haus in der Potsdamer Hegelallee übersieht man bestimmt als Tourist. Vielleicht auf der Suche nach einem Café bleibt man kurz stehn und liest: Liebknecht war hier…
Lebenslauf
Ich habe Wald gerodet, ich hab mein Feld bestellt, es drückt auf meinem Rücken wie Blei die ganze Welt. Dem Kaiser hab ich schon gedient und Weimar und dem Reich, von meinen Bäumen riss der Sturm die Früchte ab sogleich.
Die Alte aus dem dritten Stock
Die Alte aus dem dritten Stock mit dem Loch im Rock, die Alte mit den ungewasch#nen Haar’n, ist gestern Abend zum Himmel gefahrn.
Liebknecht
Seht mal, Leute, er kommt über den Vorplatz vom Neuen Palais, Liebknecht, Leute, er kommt, weh, meine Fahne, weh!
Die Pauke
Der Pauker schlägt die Pauke, bis dass sich keiner traut, auch nur ein Wort zu sagen. es dröhnt die Pauke laut.
Ode an die Ausgezeichneten oder ganz einfach Ordenlied
Wenn der Kaiser Geburtstag hatt‘, schenkte ihm sein Minister einen Orden, einen goldenen Orden, dass ihm sein Herze lacht.
Spulenlied
Flink, Spule, dreh dich, dreh dich schnelle, dreh dich für ein neues Kleid. Drehe dich für Brot und Frieden und für eine gute Zeit.
Fischerlied
Wir fischen für euch den Fisch aus dem Teich, kommt und seht her, wir öffnen das Wehr.
Fernfahrerlied
Die Fernfahrer wissen, was los ist, denen mach keiner was vor, die kommen herum, die haben am Wind, der durchs Land geht, ihr Ohr. Die machen schon mit ihrer Nase jede Gegend des Landes aus. Tannenduft, Kornfeld, Abgase, Teergeruch und Rauch.
Brigadefeier
Mutter, kauf Bier, heut kommt die Brigade, und wenn die mal kommen, du weißt, ist was los. Am Anfang sind sie höflich und grade, am Ende aber legen sie los.
Pionierlied
Wir bemühn uns, nur gute Zensuren zu kriegen. Und würden auch gern in den Weltraum fliegen. Wir schreiben viele Briefe nach Leningrad. Und winken jedem Sowjetsoldat. So sind wir, so ist ein Pionier, jawohl.
Zu Besuch bei den Soldaten
Zu Besuch bei den Soldaten kann man sehr viel sehn: Panzer, Autos und Granaten, und wie Posten Wache stehn.
In Potsdam wird gebaut
In Potsdam wird gebaut. Mal hin und zugeschaut! Das sehn die Kinder gern im Zentrum und am Stern. Hier kommt mal hin für alle ’ne riesengroße Halle. Hier kaufen wir dann ein, ein Bierfass und ein Schwein. Das Bierfass trinkt das Haus in zwei Minuten aus weil drin mit Frau und Kind, durstige Männer sind. Die baun dafür ratzbatz ’n Indianerbuddelplatz. Da kann man richtig wühln und Gojko Mitic spieln.
Waggonbau
Nimm Platz, Fremder, das Werk hier ist alt. Es stammt aus den Gründerjahren. Es war schon siebzig, als wir endlich an der Reihe waren. Durchs Fenster siehst du auf rötlichen Ziegel. Das ist eine niedrige Wand, die ist der Rest vom Teil des Betriebes, der nach dem Kriege noch stand.
Der alte Franz
Der alte Franz macht wieder seine Runde. Das erste Mal seit über einem Jahr. Schnell wie der Wind verbreitet sich die Kunde. Nun wird es wieder so, wie’s früher war.
Genossin Christiane B.
Christiane B. war Sekretärin beim Berliner Magistrat, als die Kaderabteilung anrief und sie eingeladen hat. Ob sie nicht im Wohnungswesen des Stadtbezirkes Ypsilon als Genossin wirken wolle. Sicher wisse sie davon, dass man jüngst in diesem Amte Charakterschwächen aufgespürt.
Lied für die Bandarbeiterin Regine
Am Abend eines harten Tags, Regine, komm ich zu dir wie ein beschlagnes Glas und finde dich nicht anders vor als mich, und seh dich an werde wieder freundlich.
Wilhelm Pieck
Er war, wie ich hörte, ein Tischlergeselle. Jesus war einer und ich war es auch. Er hatte, berichten mir alte Frauen, Schlag bei ihnen und einen Bauch. Refrain: Doch das ist kein Grund, Präsident zu werden, der erste Mann in einem Staat.
Die Neulehrerin
Ein Lehrgang, und schon war sie Neulehrerin und sie hatte ein hartes Brot. Gar nicht so einfach, der Neubeginn zu Zeiten der Volksbildungsnot. „Schule“, gut lesbar stand ’s über dem Tor, das stehengeblieben war. Sehr viele kamen und standen davor, Bücher warn wenige da.
Der heilige Krieg
Steh auf, steh auf, du Riesenland! Heraus zur größten Schlacht! Den Nazihorden Widerstand! Tod der Faschistenmacht! Es breche über sie der Zorn wie finstre Flut herein. Das soll der Krieg des Volkes, der Krieg der Menschen sein.
Die Glocke von Buchenwald
Stein aus Schmerz und Traurigkeit aus Steinen, Lagerplatz Buchenwald, ein Gras weht schmal im Wind. Viel zu spät und viel zu früh zum Weinen. Kamera macht Klick, Tränen machen blind. Sechsundfünfzigtausendmal ermordet – und ich versteh noch nicht mal einen Tod. Ich weiß und weiß und kann doch nicht ermessen, was dem Leben droht, was dem Leben droht, was dem Leben, was dem Leben, was dem Leben droht, was dem Leben, was dem Leben, was dem Leben droht.
Denn sie Lehren die Kinder
Ihr wisst es: Sie sind wieder da. Braucht nur nach rechts zu schauen. Sie schreien in schneeweißen Westen „Hurra“ , die Hemden darunter sind braun. Und sie lehren die Kinder, ihr Land geh‘ bis Polen, und es gäb‘ auch dahinter noch manches zu holen, noch manches zu holen.