Singebewegung
„Der Mensch kann manche Sachen“: Wir haben mit viel Zeit und Hingabe die schönsten Lieder der Singbewegung der DDR für dich in einem Archiv zusammentragen.
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Hausmeister Petzold
Hausmeister Petzold wohnt in der Schule und geht noch nachts durchs Haus, beißt in seine Leberwurststulle und wechselt Glühbirnen aus.
Ewald, der Vertrauensmann
Der schluckt dir was weg, Mensch mit seinem Bauch, reden, das kann er und arbeiten auch; und wenn das nicht läuft, da bleibt er nicht still, ist nicht so einer, weil kein andrer will, und weil sich der Ewald was trauen kann, ist Ewald ein guter Vertrauensmann.
Trostlied oder Über die Schwierigkeiten
Am Ecktisch beim Ofen im „Frankfurter Happen“, der Tag geht schon müde und krumm, da sitz ich mit Willi, dem alten Genossen, uns stört nicht der Lärm drumherum.
Kurzer Bericht über Leo D., Maurer
Siebten Oktober von der Tribünen, da kann man den Maurer kaum sehn. Sind ja so viele, so viele wie dieser, die hinter und neben ihm, hinter und neben ihm, hinter und neben ihm gehn.
Jahrgang 49
Ich bin im Jahr neunundvierzig geboren, da war der Vater A-B-F-Student. Mutter hat ein Jahr vom Studium verloren. Meine Spielhose war Vater’s blaues Hemd.
Aufmunterung
Nur gebt euch nie zufrieden in dieser Friedenszeit. Was euch bisher beschieden, genügt doch nur den Müden, die müde sind vom Streit.
Abendstunde
Abendstunde, stille Stunde, dieser Tag ist ausgebrannt. Hinterm Wald verschwand die Sonne, rote Glut blieb überm Land. Und der Rest der roten Asche glüht noch fort in unserm Blut. Nach den kalten, kalten nächsten schlägt ein neues Feuer aus der Glut, schlägt ein neues Feuer aus der Glut.
Die Kraniche fliegen im Keil
Die Kraniche fliegen im Keil. So trotzen sie besser den Winden. So teilen sie besser die Kräfte, weil die Starken bilden den vorderen Teil und die Schwachen fliegen hinten.
Frühlingszeit
Spürst du nicht auch aus den Schloten der Rauch riecht heute anders, und das Kleid, das du trägst, scheint neu zu sein. Der Leute Gesichter sind nicht mehr gefroren. Es haben die Münder das Misstraun verloren, drei Fremde haben uns schon einen guten Tag gewünscht.
Regenbogenlied
Siehst du den Regenbogen, am Himmel lang gespannt liegt er wie eine Brücke über dem Vaterland.
Die Köchin
Soll unsre Köchin regieren den Staat, muss sie den Staat wie die Küche kennen, damit ihr nicht die Braten anbrennen. Jedes Gericht braucht seine Zeit, die braucht auch unsre Gerechtigkeit. Sie muss wissen von den Dingen, die sie selber kocht und brät, dass, die sie zu den Tischen bringen, es freundlich tun und nicht zu spät. Soll unsre Köchin regieren den Staat, muss sie den Staat wie die Küche kennen.
Karnevalslied
Karneval war oft verboten von der Kirch‘ und von Despoten, doch haben wir ihn trotzdem noch. Karneval warf vor sich immer einer großen Freiheit Schimmer her, und drum liebt das Volk ihn sehr.
Bierlied
Wir sind in einem Staat geboren, wo Malz und Hopfen nicht verloren. Was trink ich, was trinkst du, was trinken wir? Bier, Bier, Bier!
Was das Volk liebt
Das Volk liebte immer den scharfen Schnaps, nicht die laschen Getränke, den, der die Kehle dir freibrennt und kratzt so, dass sie kann reden die Seele.
Sagen wird man über unsre Tage
Sagen wird man über unsre Tage: Altes Eisen hatten sie und wenig Mut, denn sie hatten wenig Kraft nach ihrer Niederlage. Sagen wird man über unsre Tage:
Vaterlandslied
Mein Vaterland ist wie ein Baum mit einer weiten Kron‘, mit Ästen zum Abhaun und neuen Trieben schon. Und jedes Frühjahr macht ihn schön und macht ihn weit und dicht, doch fällt auch immer mal ein Frost, der zu viele Zweige bricht.
Ihren Schäfer zu erwarten
1. Strophe: Ihren Schäfer zu erwarten, tralerali tiralerala, schlich sich Phyllis in den Garten, talerali tiralerala. In dem dunklen Myrtenhain schlief das lose Mädchen ein. Tralerali tiralerala, tralerali tiralerala. 2. Strophe: Ihre Mutter kam ganz leise, tralerali...
Alle sagen drüben DDR
Alle sagen drüben DDR. Ach was fallen eure Worte schwer. Bonn gibt sich jetzt manche Mühe, doch wann haben gleiche Kühe, die vom alten Grase leben und nur noch einen Schluckauf haben auch schon eine neue, eine völlig neue Milch gegeben.
An alle Bekannte
Wir hab’n die Türe ausgehängt. Sie soll unser Tisch sein. Wir haben Brot und Wein gekauft und Gläser vom Nachbarn. Nun tretet ein, die ihr vorüber geht in euren ausgetret’nen Schuhen. Vergesst die Folter und den Feind für diese einzige Nacht euch auszuruhen.
Sag mir wo du stehst
Sag mir wo du stehst, sag mir wo du stehst, sag mir wo du stehst und welchen Weg du gehst. Sag mir wo du stehst, sag mir wo du stehst, sag mir wo du stehst und welchen Weg du gehst.
Kennst du das Land mit seinen alten Eichen
Hier schaff ich selber, was ich einmal werde! Hier geb ich meinem Leben einen Sinn! Hier hab ich meinen Teil von unsrer Erde! Der kann so werde, wie ich selber bin.
Als ich kam durchs Oderluch
Als ich kam durchs Oderluch, Weiden und saures Gras, Unkenschrein im Schierlingskraut, Bruder, so war das, als ich kam durchs Oderluch.
Der Wind weht frei
Der Wind weht frei und schmeckt wie nach Heu statt heiß nach Blut und Brand. Wer lebt, der hilft dem Frieden bei Anfang, das Schlimmste ist wohl vorbei. Und die Erde dreht und dreht sich aufs neu, als wäre nichts geschehn. Doch uns, die nachts die Sterbenden sehn, uns kann das kaum so gehen. Ins tiefste Herz getroffen, da bleibt ein Schmerz, ein Riss bleibt da offen. Und doch, ein Kind, sein Spielzeug, sein Glück, es lacht, und da lach ich zurück.
Als ich aufsah von den Büchern
Als ich aufsah von den Büchern mit den Worten meiner Lehrer, wollt‘ ich gehen mit leichten Füßen, meine Schritte wurden schwerer.
Die ganze Erde uns (1968 Oktoberklub)
Mit Flammenblättern grüßt uns die Sonne jeden Tag. Der Himmel ist unsre Fahne jeden Tag. Wie viele sind jetzt eingesperrt, wie viele haben sie umgebracht. Wie viele sind jetzt eingesperrt, wie viele haben sie umgebracht. Bald werden wir im Land die Glocken läuten. Bald werden wir im Land die Glocken läuten. Die ganze Erde uns und kein Stück unsren Feinden. Die ganze Erde uns und kein Stück unsren Feinden.
Im Mausoleum
Wir traten vor ihn hin, wie Leser vor ein Buch, wie Rotarmisten vor ihr Fahnentuch, wie Bauern vor Turbinen traten. Wir standen da, nicht ohne Scheu, doch auch nicht wie Gläubige vorm Altar. In den Mänteln hing Geruch vom Rauch des Werks „Rote Proletarier“ wir standen da nicht ohne Glauben, niemand sprach.
Wieder ist ein Tag vorbei
Und in den Nächten brennen die Feuer, schmelzen alltägliches Eis. Diese Feuer brennen ungeheuer, warm und machen die Herzen heiß.
Lied vom Klassenkampf 1968
Ich hatte heute ein Buch in der Hand, da stand ’ne Menge vom Klassenkampf, da stand wie der Sklave den Knüppel nahm, wie der Bauer in Schwaben zum Morgenstern kam. Warum die Commune in Paris nicht blieb und warum der Prolet in Russland gesiegt. Ich werde das Buch heut‘ zu Ende lesen, damit ich’s dir morgen geben kann. Wir können es auch gemeinsam lesen, weil man es dann besser verstehen kann.
Für unser Chile (Jahrgang 49)
Nein, das sind nicht Glocken, nein. Das ist der Anfang und nicht das Ende. Wurden auch viele unsrer Genossen im Kampf erschossen, starben auch viele für unser Chile.
Die Taube (Oktoberklub)
Ade mein Lieb, ich muss jetzt gehen. Ich kann nicht mehr verweilen. Und gehe ich auch, ich kehre zurück. Sei es auch Zehntausend Meilen, mein Lieb. Sei es auch Zehntausend Meilen.