1. Strophe:

Wo meine Straße ihr Ende hat, steht eine Mauer verquer. Dahinter beginnt eine andere Stadt, und da baute irgendwer aus Stangen und Brettern ein hohes Gerüst darauf kann man tagsüber stehn, und kann sich von oben aus sichrer Entfernung den Osten als solchen ansehn.

2. Strophe:

Die besseren Zeiten sind freilich vorüber, da flog ab und zu noch ein Stein. Da konnte man auch noch die Zonenmachthaber im Namen der Freiheit anschrein. Und man legte die Hand an die Ohren und lauschte, wie das Wimmern des Volkes wohl klingt. Und dann schnüffelte man, wenn der Wind günstig Stand, ob’s im Osten nach Kohlrüben stinkt.

3. Strophe:

Nun ja, wie gesagt, es ist ruhig geworden, man drängelt da oben nicht mehr. Ein paarmal am Tag kommt ein Sightseeing-Bus, und die sind ja mehr fast leer. Man klettert gelangweilt die Treppen hinauf, da bietet der Osten sich dar. Dann gähnt man verstohlen, der rote Terror, ist auch nicht mehr, was er mal war.

4. Strophe:

Dann kommt auch mal einer, der steht etwas länger, hat am Prenzlauer Berg mal gewohnt. Jetzt hat er kein‘ Arbeit, dafür hat er Zeit. Na, das hat sich doch gelohnt. Dann kommt die Lektion in Gegenwartskunde für die Unterprimaner aus Kiel, und die kleben dem Lehrer den Kaugummi an, denn er redet zu blöd und zu viel.

5. Strophe:

Und was macht denn dieser, der geht ja schon wieder, kaum dass er mal oben stand. Der hat wohl gemerkt, dass er selbst mehr zu sehn war, als er selber zu sehn vorfand. Und dann kommt noch einer, der möchte mal wieder, mit so’n richtigen Stein, und dann rin… Doch dann sieht er die andern, und da überlegt er: damit ist man nicht mehr „in“.

6. Strophe:

Der Volksarmist, der der schiebt seine Rund‘ entlang dem Stacheldraht. Dabei schimpft er leise auf dir Zigaretten, die er vergessen hat.